Mein eigener Rhythmus

In unserer Zeit wird unser Leben durch die Uhr bestimmt. Der Wecker klingelt morgens, kaum Zeit wirklich wach zu werden, denn der Bus fährt zu einer bestimmten Zeit. Die Stechuhr vermerkt unerbittlich, wenn ich zu spät bin. Das Essen in der Kantine ist um 13 Uhr bereit, ob ich da Hunger habe oder nicht. Ich muss solange Arbeiten, bis die Zeit gekommen ist, wieder nach Hause zu gehen – egal ob ich meine Aufmerksamkeit noch auf meine Arbeit richten kann. Zu Hause gibt es meine Lieblingsserie oder die Tagesschau immer zur gleichen Zeit. Ich gebe auch zu Bett immer um die selbe Uhrzeit, denn der Wecker klingelt ja bald wieder.
Am Wochenende, ja da ist alles anders. Wirklich? Stehe ich wirklich dann auf, wann ich will? Oder treffe ich mich zum Joggen mit dem Nachbarn zu einer bestimmten Zeit. Ich habe mich vielleicht zum Mittagessen verabredet, oder zu einem Treffen mit Vereinskollegen.

Haselnuss im Sommer

Dieses Tagesprogamm spulen wir Tagein Tagaus ab, egal ob im Sommer oder im Winter. Wir haben ja Strom, wir können auch die Nacht zum Tag machen. Ich bin immer im gleichen Rhythmus, aber ist das wirklich mein Rhythmus? Wie würde dieser Rhythmus aussehen, wenn die große Uhr der Umwelt nicht so laut und unerbttlich ticken würde? Haben die Jahreszeiten eine Auswirkung auf mich? (Außer dass ich mich über die Herbstdepression und die Frühjahrsmüdigkeit beklage.) Habe ich eine gute Zeit, wo ich schlafen gehen kann, wo es mir leicht fällt aufzustehen?

Ernte im Herbst

Ich merke bei mir, dass es sich immer wieder wandelt. Ich habe einen anderen Lebensrhythmus im Sommer wie im Winter, wo ich eher zum Winterschlaf in einer Höhle tendiere. Wenn ich um 19 Uhr müde bin, dann gehe ich ins Bett. Klar, dann bin ich um 3 Uhr wach, wenn ich nicht mehr Schlaf brauche. Na und? Ich kann meine Hausarbeit auch vor der Arbeit erledigen. Ich kann auch um 4 Uhr morgens gemütlich ein Buch lesen. Ich brauche im Winter viel mehr meine Ruhe als im Sommer. Muss ich mich dann in ein hektisches Weihnachtstreiben stürzen, wenn doch die Kräfte in mir und in der Natur um mich herum ganz auf dem Nullpunkt sind?

Vielleicht ist es eine Herausforderung, den eigenen Rhythmus mit den täglichen Bedürfnissen der Umwelt zu vereinbaren. Schon die Erfahrung zu spüren, was mein eigenes Rhythmus eigentlich ist, bringt mich ein ganzes Stück näher zu dem was ich bin.